Wer hätte gedacht, dass eine als „Strafarbeit“ gedachte Rhabarberschälaktion an der Otto-Unverdorben-Oberschule eines Tages ein fester Bestandteil unseres Praxisunterrichts werden würde? Ursprünglich ging es nur darum, diejenigen, die sich weder an Regeln, noch an Arbeitsschutz hielten, ein wenig Demut auf praktische Weise beizubringen. Doch weit gefehlt, schon beim ersten Durchgang waren die Kids so fasziniert vom knallroten Stiel und dem geheimnisvollen Knirschen der Schale, dass die gesamte Stunde zur größten „Rhabarber-Party“ meiner kurzen Lehrerlaufbahn mutierte. Plötzlich kannte keiner mehr Rhabarber, geschweige denn den Unterschied zwischen Schale und Stiel. Innerhalb von Minuten waren alle Schüsseln voll, die Schälmesser im Eifer des Gefechts gelegentlich einmal verkantet und ich stand mittendrin und staunte, wie viel Spaß Lernen machen kann, wenn man den richtigen Dreh findet. Aus der „Strafarbeit“ wurde ruckzuck eine lieb gewonnene Tradition. Wann immer Eltern oder Gartenfreunde Rhabarber bei uns abliefern, produzieren wir im Handumdrehen Marmelade, die wir als kleine Give-Aways an unsere Besucher und die lokalen Unternehmen während der Berufsorientierungstage verschenken. Natürlich gibt es auch immer wieder den ein oder anderen Miesepeter, aber seien wir ehrlich, nicht jeder Tag lässt sich mit Begeisterung füllen, und manchmal reicht es schon, einfach dabei zu sein und die Neugier zu wecken.
Dieses Jahr habe ich meine Schülerinnen und Schüler mit einer neuen Herausforderung überrascht. Kirschen entsteinen, aber selbstverständlich nur von Hand und mit Zielgenauigkeit! Die beiden Wahlpflichtkurse, in denen ich das ausprobiert habe, waren so konzentriert, dass anstelle von Klassengeschnatter eine fast meditative Ruhe herrschte. Schon nach wenigen Minuten flogen die Kirschkerne zielgenau in die dafür vorgesehenen Schüsseln. Ein kleines Wunder, wenn man bedenkt, wie unruhig Jugendliche sonst sein können. Also, liebe Kleingärtnerinnen und Kleingärtner in der Umgebung, unsere Schulküche läuft wieder auf Hochtouren. Und im neuen Schuljahr kochen wir wieder im Wahlpflichtunterricht. Falls Sie also einmal im Überschuss schwimmen oder zu viel geerntet haben, melden Sie sich gerne bei uns oder direkt bei mir . Gemeinsam verwandeln wir jede Obst- und Gemüseretter- Aktion in ein kulinarisches Klassenzimmer und vielleicht ist die ein oder andere zukünftige Küchenchefin, der nächsten Sternekoch oder Azubi dabei.